Langsam gehen die Superlativen aus


Tag 7 unserer Reise ist vorüber und damit endet der vorletzte Programmtag damit, dass ich konstatieren muss, dass mir langsam aber sicher die Superlativen für all das ausgehen, was wir hier erleben dürfen. Dafür sind heute aber zunächst unsere Schülerinnen und Schüler verantwortlich, die Angela Schumacher und mich bereits beim Frühstück mit einem tollen Geschenk überraschen, welches wir jedoch erst in der kommenden Woche in der Schule der Öffentlichkeit verraten dürfen; da heißt es sich in Geduld üben... . Nach dem Frühstück eilen wir in nahezu rumänischem Fahrstil an unsere Partnerschule, das Päda. Es stehen gemeinschaftliche Schüleraktionen an, zu denen wir keinesfalls zu spät erscheinen sollten, sodass wir pünktlich auf der Matte stehen. Zur Abwechslung dürfen unsere Schüler mal wieder die Schulbank drücken, denn unsere deutschen Schüler dürfen für zwei Stunden im Unterricht der rumänischen Schüler mitlaufen und erfahren nebenbei im Geschichtsunterricht, dass Herr Professor eine ganz eigene Weltsicht an seine Schützlinge zu predigen hat und sein Humor eher etwas für Engländer zu sein scheint.

"Abhaken", sage ich und dränge gleich weiter in den Vorgarten der Schule, denn unsere gemeinsame Pflanzaktion eines Schmetterlingsbeetes mit einer feinen Auswahl ganz bestimmter, falterfreundlicher Pflanzen steht an. An den herbeigeschleppten Spaten und Rechen machen aber insbesondere die rumänischen Schüler eine ausgesprochen schlechte Figur, während Tatjana voller Tatendrang eher nach Ölreserven zu suchen scheint und ein Pflanzloch aushebt, in welchem man locker einen VW-Golf versenken könnte (#Ironie). Schließlich greift der freundliche Hausmeister irgendwann selbst zur Spitzhacke und kämpft sich in den letzten beiden Löchern gekonnt durch die steinige Bodenschicht. "Puh, das wäre geschafft", meinen die Päda-Kolleginnen und rufen sogleich die Mittagspause aus.

Nach dieser wechseln wir das Gebäude, denn das Päda unterrichtet derzeit wegen umfänglichen Sanierungsarbeiten einen Teil seiner Schüler im Gebäude der Wirtschaftsschule, in etwa fünf Gehminuten Entfernung. Angekommen drängen wir nun zur Mitnahme des Tatendrangs in das Mittagsloch, denn nun sollen die Exkursionsergebnisse aufbereitet werden. In vier deutsch-rumänischen Gruppen machen sich die Schülerinnen und Schüler ans Werk und entwickeln unfassbar gute Ideen dazu, was man aus den Hudewäldern für das Leben lernen und wie man es weitergeben kann. Also entstehen schöne Arbeitsansätze, die mich Bauklötze staunen lassen. So wird demnächst der kleine Nachtfalter "Neo" seine eigene Lebensgeschichte in einem von Schülern für Schüler hergestellten Kinderbuch erzählen und bei der Entstehung einer eigenen Projekthomepage können die Leser des Blogs bereits jetzt live dabei sein, wenngleich natürlich längst nicht alles fertig ist. Mit Stolz verkündet Eleni: "Boah, wir sind ja schon online!", und so soll unter www.save-the-hudewald.de eine Website entstehen, die auf die erkannten Problematiken dieser schützenswerte Kulturlandschaft hinweisen. Den ökologischen Zeigefinger wollen auch jene Schüler dieses Erasmus+ Projekts erheben, die informative RollUps gestalten, leider aber beim letzten Klick, alles von Finns iPad verschwunden ist. "Da mache ich mich später gleich wieder dran", meint Finn und behält seine kreativen Gedanken weiter im Kopf. Selbstredend, dass in den kommenden Tagen auch etwas in den lokalen Zeitungen über den deutsch-rumänischen Schüleraustausch zu lesen sein wird.

Und so sprudelten heute die Ideen, bis wir den Workflow unterbrechen müssen, denn Radu, unser Herbergsvater hat uns zu einem gemeinsamen Grillabend eingeladen, der uns erneut ins Staunen versetzt und gleichsam ein wenig melancholisch werden lässt, weil dies der vorletzte gemeinsame Abend sein wird. Über rumpelige Feldwege fährt Radu unbeirrt mit seinem voll beladenen Anhänger voraus und in uns werden Erinnerungen an den Montag in Holzmengens Nirvana wach. Aber mit Radu kommen wir an! Wir steigen mit offenen Mündern und großen Augen aus dem Auto; diesen Flecken Erde haben selbst die wenigen der mitgereisten rumänischen Schüler noch nie gesehen. Sibiu liegt uns zu Füßen und der 360°Blick lädt zum Genießen ein, während Radu und seine Mutter noch letzte Vorbereitungen treffen. Wir bauen gemeinsam auf und Radu ist bereits im Grillfieber. Dieser Teufelskerl hat aber auch einfach an alles gedacht, sodass die passende Musik den Spätsommerabend über Sibiu zu einem weiteren unvergesslichen Moment werden lässt, der erst spät in der Nacht endet. 

Eines steht fest: Exkursion kann auch "schön" anstrengend sein und auf Dauer könnte ich dieses Pensum nicht bestreiten. Aber jetzt heißt es Äuglein zu und von den Karpaten träumen, denn diese nehmen wir morgen abschließend in den Blick.

von unserem Blogger
Frederick Fisher

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