Erasmus+ führt Göttenbacher nach Straßburg


Eine geschichtsträchtige Stadt, die ihren „Besitzer“ so oft wechselte wie wenige andere und sich vielleicht deshalb weder deutsch noch französisch, sondern europäisch fühlt. Dieses Gefühl vermittelte François Muller, dessen Name Bände spricht, den Schülerinnen und Schülern der MSS 11, die sich mutig ins Abenteuer Erasmus stürzten, am Mittwoch (15.1.) bei einer unterhaltsamen Stadtführung über die Insel, die Altstadt Straßburgs. 

Am Abend war es dann so weit: Zusammenkunft der drei Nationalitäten. Eine Delegation des größten Schulzentrums Frankreichs (über 2000 Schülerinnen und Schüler) mit Sitz in Brest, Bretagne, eines privaten Gymnasiums aus Luxemburg Stadt und des Göttenbach-Gymnasiums wurden in Gruppen gemischt, sodass sich die einen zunächst im Quiz messen konnten, während die anderen knifflige Rätsel in Escape Rooms auf Französisch oder Englisch lösten. Anschließend wurde getauscht. So wurde auch nach der im vorherigen November stattfindenden Videokonferenz für alle das Eis schnell gebrochen. 

Am Donnerstag wurden alle gemeinsam bei einer englischsprachigen Führung durch das Europäische Parlament geführt. So erfuhren wir beispielsweise wie eine Verständigung durch Dolmetschen, teils auch über Brückensprachen, allen ermöglicht, in der Sprache ihres Landes zu sprechen und verstanden zu werden. Leider tagten die Abgeordneten in dieser Woche nicht in Straßburg, um über Gesetze abzustimmen, sodass wir nicht die Möglichkeit hatten ins Gespräch zu kommen. Unbewusst, aber dennoch „typisch deutsch“, fielen von Seiten der Schülerinnen und Schüler Kommentare wie „Die ganzen Fenster möchte‘ ich aber nicht putzen.“ Oder die Frage danach, wie man denn den zweitgrößten Plenarsaal der Welt heize und was das alles koste. 

Im Anschluss wurde das Europa Viertel bei strahlendem Sonnenschein durch eine Schnitzeljagd in trinationalen Gruppen erkundet. Eine Gruppe war deutlich vor der angedachten Zeit fertig, ob das die positiven Effekte internationaler Zusammenarbeit waren? Das weiß wohl nur die Gruppe selbst. 

Der restliche Nachmittag wurde dazu genutzt, die facettenreiche Gastroszene in Straßburg zu erkunden oder auf eigene Faust ein Museum zu besuchen. 

Am Freitagmorgen reisten die Klassen aus Luxemburg und Frankreich gemeinsam weiter nach Luxemburg und die Göttenbacher traten nochmals den nun schon bekannten Weg zum EU Parlament an. Um Gesetze zur Wassersolidarität und Personenerkennungsrichtlinien zu verabschieden, schlüpften alle in Rollen innerhalb vierer Fraktionen und informierten sich bei virtuellen Expertinnen und Experten, Bürgerinnen und Bürger, Verbänden usw. und beratschlagten sich innerhalb ihrer Fraktion, debattieren aber auch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Fraktionen, um möglichst einen für alle tragbaren Konsens zu schaffen. Im Presseraum wurden Interviews gegeben, im Plenarsaal debattiert und abgestimmt. Dieses Rollenspiel ermöglichte den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Art und Weise, wie solche Gesetzesentwürfe modifiziert und verabschiedet werden und dass intensives Ringen und Debattieren unumgänglich sind. Nach über zwei Stunden konnte man sich auf Kompromisse einigen, die Sitzungstage der Abgeordneten dauern deutliche länger gehen zumeist bis spät in die Nacht. 

Auch nach Verlassen der dafür vorgesehenen Räumlichkeiten hielten die Gespräche darüber noch an, so unterschied man beispielsweise zwischen persönlicher Meinung und dem Interesse der Bürgerinnen und Bürger, das zu vertreten war oder wurde sich bewusst, wie groß die Verantwortung ist, die man in solchen Positionen trägt.

Nachdem am Nachmittag noch Snacks für die Heimreise am Samstag besorgt und die ersten Koffer vorbereitet wurden, traf man sich abends, um gemeinsam ein traditionnelles elsässisches Restaurant zu besuchen. Die Schülerinnen und Schüler ließen sich auf Schnecken, für Straßburg typischen Munster-Käse und vieles mehr ein. Ein typisch französisches Dessert ließen sich viele nicht nehmen und bestellten die „Klassiker“ Crème Brûlée, Mousse au chocolat, Moelleux au chocolat und Café Gourmand. 

Nach unruhiger Nacht durch tierischen Besuch in einem Zimmer der Schülerinnen, traten wir am Samstag den Heimweg an. Welches Verkehrsmittel hätte da geeigneter sein können als eine TGV/ICE-Kombination, die diese europäische Zusammenarbeit zeigt? So freuten sich einige darüber, zum ersten Mal in einem TGV mitfahren zu dürfen. In Frankfurt konnten wir dann pünktlich die Regionalbahn mit dem Ziel Idar-Oberstein. 

Wenn man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fragt, wie sie Straßburg anschließend fanden, so hört man die verschiedensten positiven Ausrufe: „Super!“ „Schön“! „Toll!“. Manche erinnern sich aber auch gerne an ihre Besuche bei der „allerliebsten Bäckereiverkäuferin“ zurück, die in so kurzer Zeit zur Bäckerei des Vertrauens wurde. Des Weiteren wurden auch schon Kartendienste gefragt, wie schnell man Straßburg mit dem Auto erreichen würde und Besuche im Sommer und im Winter zum Weihnachtsmarktbesuch geplant. Vier Schülerinnen des Französisch Grundkurses wollten bereits eine verbindliche Zusage von ihrer Französischlehrerin, ob man denn auch in der MSS 12 und 13 eine Exkursion nach Frankreich machen könne, um Land und Leute weiter kennenzulernen und die Sprachkenntnisse zu vertiefen.

So lässt sich abschließend festhalten, dass die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Göttenbach-Gymnasiums mit vielen neuen Eindrücken ins neue Jahr gestartet sind und sich doch hoffentlich gerne an ihre Erasmus+ Exkursion zurückerinnern. 

Ich danke allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern für ihre Offenheit und Bereitschaft sich auf Neues einzulassen, den Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich und Luxemburg, mit denen eine reibungslose Planung möglich war und Herrn Porcher, der uns trotz seiner Frankreichphobie begleitete. 

von unserer Autorin 
Linda Schnur