Wenn Unterrichtsliteratur so sehr begeistert, dass aus einer laut gedachten (Schnaps-)Idee zwei saalfüllende Theaterabende werden, dann hat die Story begeistert und die Englischlehrerin viel richtig gemacht.
So und nicht anders geschehen im Englisch-Leistungskurs der jetzigen MSS12 von Marika Huck, die mit den Schülerinnen und Schülern eigentlich nur das um das Jahr 1912 spielende Drama „An Inspector Calls“ des britischen Autors John B. Priestley lesen wollte, und sich dann aber umgehend in den Vorbereitungen auf die szenische Inszenierung des Inhalts wieder fand. Denn auf Wunsch des Kurses und mit viel Erfahrung im Theaterspiel im Gepäck, packte Marika Huck das Projekt mit ihrer ins Leben gerufenen "English-Drama-Group" an.
Über 10 Monate lang wurde in der AG an der Aufführung gewerkelt, geflucht, gezweifelt und dennoch besonders intensiv geprobt. Neben dem Bühnenbild samt Requisiten waren auch die Kleidungsstile dem beginnenden 20. Jahrhundert angepasst und die Aussprache der jungen Darstellerinnen und Darsteller "very British"; Englisch als ausschließliche Bühnensprache gab es am Göttenbach-Gymnasium bislang schließlich auch noch nicht.
Und so schaffte es die English-Drama-Group das Drama der reichen Geschäftsfamilie Birling packend darzustellen, die soeben auf die ausgerufene Verlobung von Tochter Sheila und Schwiegersohn Gerald anzustoßen vermag, als plötzlich ein dubioser Polizeiinspektor klingelt und die Familie im eigenen Wohnzimmer ins Verhör nimmt. Inspector Goole verwickelt die Familie auf gekonnte Art und Weise in eine Mitschuld rund um eine tote Frau namens Eva Smith, die ihrerseits scheinbar nur in einem Selbstmord einen Ausweg aus den Wirrungen an Beziehungen zu den reichen Birlings sah. Als der Inspector das Haus verlässt und sich die Familie ihren Selbstzweifeln und gegenseitigen Schuldzuweisungen hingibt, klingelt plötzlich das Telefon – „an Inspector calls“. Am anderen Ende eine Stimme, welche Mr. Birling über den Tod einer jungen Frau informiert und einen Inspector ankündigt, der sich soeben auf den Weg zu ihnen machte... .
Das sozialkritische Stück begeisterte letzte Woche an zwei aufeinanderfolgenden Abenden das Publikum in der jeweils ausverkauften Göttenbach-Mensa. Diese war für das Publikum in gemütlicher, fast schon wohnzimmerähnlicher Atmosphäre eines Kleinkunsttheaters in kleinen Sitzgruppen im Kerzenschein arrangiert und lud in den kurzen Pausen des Dreiakters zum Verweilen bei Snacks und Kaltgetränken ein.
Der gebührende Applaus galt neben den Darstellern auch den Regisseuren, Musikern, den Bühnenbauern sowie den Technikern, die allesamt auch Marika Huck Dank entgegenbrachten, wobei sich der Gedanke aufwarf, Theater und Bühnenaufführungen zu einem festen Bestandteil des Göttenbach-Gymnasiums reifen zu lassen.
von unserem Autor
Frederick Fisher